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Zustand und Bedeutung grundwasserbeeinflusster Böden Brandenburgs

 

Zu den grundwasserbeeinflussten Böden gehören Gleye, Anmoore und Niedermoore. In Brandenburg bedecken sie insgesamt etwa 44 % der Landesfläche (BÜK 300) und werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei die Grünlandnutzung den weitaus größten Anteil einnimmt. Je nach Grundwasserdynamik und Wasserstufe unterscheidet man zwischen frischen, feuchten und nassen Standorten, welche in Abhängigkeit von der jeweiligen Nutzung (Wiese, Weide, Mähweide) und deren Bewirtschaftung (intensiv, extensiv) charakteristische Pflanzengesellschaften ausbilden. Rund 90 % dieser Standorte sind durch Entwässerung und Landnutzung verändert (Succow 2001, Zeitz 2014).

Die grundwasserbeeinflussten Böden erfüllen aufgrund ihres hohen Anteiles organischer Substanz wichtige landschaftsökologische Funktionen. Seit der globalen Klimadebatte wird ihnen weiter steigende Bedeutung zugesprochen, da sie bei oberflächennahen Grundwasserständen, sprich bei Wassersättigung und sauerstofffreien Bedingungen, große Mengen an CO2 über das abgestorbene Pflanzenmaterial speichern können (IPCC 2007, UNFCCC 2008, Bundesregierung 2008).

Dies steht im Gegensatz zu den qualitativen und ökonomischen Anforderungen einer landwirtschaftlichen Produktion auf diesen besonderen Böden. Die Gewährleistung dieser Anforderungen geht, je nach Art der Bewirtschaftung, in der Regel mit einer Absenkung des Grundwassers einher. Gleye, Anmoore aber vor allem Niedermoore verändern sich nachhaltig und irreversibel infolge von Entwässerung und landwirtschaftlicher Nutzung (Höper 2007, Mueller et al. 2007, Zeitz 2014). Je nach Höhe der Grundwasserabsenkung und Nutzungstyp können jährlich zwischen fünf und 15 Tonnen Kohlenstoff je Hektar aus diesen Böden freigesetzt werden (Höper 2007, Drösler 2011). Der größte Anteil entweicht als CO2 in die Atmosphäre:

Abb.: Jährliche CO2-Freisetzungspotentiale ausgewählter Grünlandstandorte hydromorpher Böden in Abhängigkeit vom Nutzungstyp, den Grundwasserverhältnissen und dem Klimaszenario

 

Erste Mäh- und Weidenutzungen gehen zurück bis in das 13. Jahrhundert (Succow 2001). Die größten Veränderungen hat die Komplexmelioration der 1960er bis 1980er Jahre zu Zeiten der DDR herbeigeführt. Groß- und kleinflächige Niederungsgebiete Brandenburgs sind seitdem durch komplexe Grabensysteme zerteilt und der Verfall der wasserbaulichen Einrichtungen und eine vernachlässigte Grabenpflege in den Jahren nach der Wende lassen heute eine zweiseitige Wasserregulierung in vielen Regionen nicht mehr zu. Das heißt, die Entwässerung steht heute im Vordergrund und Wasser, welches einmal abgeführt wurde, ist unwiederbringlich verloren. Vor allem für Niederungsgebiete ohne eigenen Zufluss im Einzugsgebiet, wie zum Beispiel dem Randow-Welse Bruch, kann sich das in Trockenperioden negativ auswirken. In anderen Regionen führt die mangelnde Unterhaltung der wasserbaulichen Einrichtungen zu erhöhten Grundwasserständen und einer eingeschränkten Nutzbarkeit der entsprechenden Flächen. Insofern ist die landwirtschaftliche Nutzung auf hydromorphen Böden bereits vereinzelt den gegenwärtigen Wasserverhältnissen angepasst worden.

Bild: Schilfaufwuchs in einem Entwässerungsgraben der Belziger Landschaftswiesen (Foto: Evelyn Wallor)

 

Bild: Altes, funktionsloses Wehr in einem Entwässerungsgraben der Belziger Landschaftswiesen (Foto: Evelyn Wallor)

Die Verfügbarkeit von Wasser spielt in Brandenburg grundsätzlich eine erhebliche Rolle, denn Brandenburgs Klima ist durch eine negative klimatische Wasserbilanz gekennzeichnet und eine gebietsweise Absenkung der Grundwasserspiegel ist für den Zeitraum 1970 bis 2003 dokumentiert (Gerstengarbe et al. 2003, Neumann u. Wycisk 2003, MLUV 2007). Diese Effekte können durch regionale Klimaänderungen verstärkt werden. Je nach Klimamodell wird ein Anstieg der Jahresmitteltemperatur zwischen einem und 2.5°C bis in das Jahr 2060 angenommen:

Abb.: Vorhergesagte Veränderung der Jahresmitteltemperatur mit dem statistischen Regionalmodell STAR II; Referenzzeitraum 1951-2006, Prognosezeitraum 2051-2060 (Orlowsky et al. 2008)

 

Dadurch wächst die Bedeutung der grundwasserbeeinflussten Böden als Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Der Prozess der Kohlenstoffumsetzung kann je nach Grundwasserdynamik in beide Richtungen laufen: Kohlenstoff kann gespeichert werden oder in Form von CO2 in die Atmosphäre entweichen. Daher werden Böden mit hohen Anteilen organischer Substanz nicht nur indirekt durch das Klima beeinflusst sondern tragen selbst zu einer möglichen Klimaänderung bei. Gleichzeitig bieten die Böden der Niederungen die Möglichkeit, zufließendes Wasser zu speichern und so den Landschaftswasserhaushalt zu verbessern.

 

Literatur

BÜK 300: Bodenübersichtskarte des Landes Brandenburg - Bodengeologische Grundkarte 1:300 000, 2. Auflage 2012, Landesamt für Bergbau Geologie und Rohstoffe.

Drösler, M., Freibauer, A., Adelmann, W., et al. (2011): Klimaschutz durch Moorschutz in der Praxis, Ergebnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Klimaschutz - Moornutzungsstrategien“ 2006-2010, vTI-Arbeitsberichte 4/2011.

Gerstengarbe, F.-W. (Hrsg.), Badeck, F., Hattermann, F., Krysanova, V., Lahmer, W., Lasch, P., Stock, M., Suckow, F., Wechsung, F., Werner, P. C. (2003): Studie zur klimatischen Entwicklung im Land Brandenburg bis 2055 und deren Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, die Forst- und Landwirtschaft sowie die Ableitung erster Perspektiven. Report Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Höper, H. (2007). Freisetzung von Treibhausgasen aus deutschen Mooren. Telma, 37, S. 85-116.

IPCC (2007): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Parry, M.L., Canziani, O.F., Palutikof, J. P., van der Linden P. J., C.E. Hanson (Eds.), Cambridge:University Press, UK, p. 7-22.

MLUV - Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hrsg.) (2007): Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, S. 17-20.

Mueller, L., Wirth, S., Schulz, E., Behrendt, A., Hoehn, A., Schindler, U. (2007): Implications of soil substrate and land use for properties of fen soils in North-East Germany Part I: Basic soil conditions, chemical and biological properties of topsoils. Archives of Agronomy and Soil Science, 53(2), 113-126.

Neumann, J. & Wycisk, P. (2003): Mittlere jährliche Grundwasserneubildung. Erarbeitet im Auftrag der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. - BMUNR (Hrsg.): Hydrologischer Atlas von Deutschland (HAD), 3. Lfg.,Tafel 5.5; Bonn/Berlin.

Orlowsky, B., Gerstengarbe, F.-W., Werner, P. C. (2008): A resampling scheme for regional climate simulations and its performance compared to a dynamical RCM. In: Theoretical and Applied Climatology. Hrsg. vom Springer Verlag. Heft 92/3-4, S. 209-233.

Succow, M. (2001): Kurzer Abriß der Nutzungsgeschichte mitteleuropäischer Moore. In: Succow, M., Joosten, H. (Hrsg.). Landschaftsökologische Moorkunde. Stuttgart: E. Schweitzerbart’sche Verlagsbuchhandlung, S. 404-406.

UNFCCC (2008): United Nations Framework Convention on Climate Change. Minayeva, T., Parish, F., Joosten, H., Silvius, M. and Sirin, A. (2008): Peatlands in global conventions: status and prospects. IMCG Newsletter 2, S. 12-17.

Zeitz, J. (2014): Prozesse und Auswirkungen einer entwässerungsbasierten Moornutzung. In: Luthardt, V. Zeitz, J. (Hrsg.). Moore in Brandenburg und Berlin. Rangsdorf: Natur & Text Verlag (in Vorbereitung).