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Begleitvegetation

 

Auf genutzten Grünlandstandorten grundwasserbeeinflusster Böden kommt es aufgrund von Bewirtschaftungseinflüssen (Extensivierung, Überweidung, erhöhtes Stickstoffangebot) häufig zu Problemen mit diversen Pflanzenarten. Diese Begleitvegetation wird durch giftige und ungenießbare Inhaltsstoffe (z. B. Oxalsäuren, ätherische Öle) oder schneidige und harte Blätter in Kombination mit geringen Futterwerten vom Vieh gemieden und damit zusätzlich in ihrem Wachstum gefördert. Folgenden Arten werden hier vorgestellt: Flatterbinse, Rasenschmiele, Ampfer-Arten, Große Brennnessel, Ackerkratzdistel und Kreuzkrautarten (Käding u. Schalitz 2003, Bockholt et al. 2006, Alabsi et al. 2010, Rasran u. Jeromin 2010).

 

Flatterbinse (Juncus effusus)

Die Flatterbinse ist ein 30 bis 120 cm hohes, ausdauerndes, horstbildendes und grasartiges Kraut. Die ganzjährig grünen, stängelähnlichen Blätter sind glatt, im Querschnitt rund und von einem weißlichen Mark erfüllt.

Bild: Flatterbinse (Foto: Evelyn Wallor)

Für ihr Wachstum bevorzugt sie höhere Grundwasserstände sowie nährstoffreiche und verdichtete Böden. Sie wird durch übermäßige Beweidung gefördert.

Abb.: Zusammenhang zwischen Beiweidungsintensität, Ø Sommergrundwasserstand und Ertragsanteilen der Flatterbinse

Zusätzlich bilden die Binsen bis zu 20 Jahre keimfähige Samen, deren Keimung durch Licht ausgelöst wird. Schon eine geringe Streuschicht kann die Auskeimung effektiv verhindern. Etablierte Horste lassen sich durch einen regelmäßigen Tiefschnitt oder eine flächenmäßige Unterschneidung der Grasnarbe auf etwa 5 cm Tiefe eindämmen.

 

Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa)

Die schneidig-rauen, gerieften Blätter der Rasenschmiele sind durch Kieselsäureeinlagerungen hart. Sie bildet mehrjährige Horste und ist ein Zeiger für wechselfeuchte Bedingungen. Da die Samen der Rasenschmiele nicht besonders langlebig sind, wirkt eine mechanische Beschädigung der Horste recht nachhaltig. Dabei sind die regelmäßige Frühjahrsmahd mit Tiefschnitt sowie eine zusätzlichen Nachmahd nach Abtrieb der Tiere effiziente Methoden.

Bild: Rasenschmiele (Foto: Jörg Paul Kaspari)

 
Ampfer (Rumex sp.)

Die wichtigsten Ampfer-Arten sind der Krause Ampfer, der Sauerampfer und der Stumpfblättrige Ampfer. Sie sind krautige Pflanzen von 30 bis 150 cm Höhe und typisch im stark gedüngten, nährstoffreichen Grünland. Besonders ausdauernd sind sie auf Grund ihrer kräftigen, tief in den Boden reichenden Pfahlwurzeln (bis zu 150 cm). Die Blütezeit reicht von Mai bis August. Charakteristisch ist der hohe Gehalt an Oxalat, welches in zu großen Mengen giftig wirkt und die Pflanzen vor Tierfraß schützt. Aufgrund ihrer extrem hohen Samenproduktion (bis zu 60.000 pro Pflanze) können Ampfer-Arten zu Problempflanzen auf Grünland werden.

Bild: Sauerampfer (links) und Stumpfblättriger Ampfer (rechts) (Fotos: Rudolf Schäfer)

Zur Eindämmung von Ampfer-Arten gibt es eine Reihe mechanischer Pflegemöglichkeiten. Im Allgemeinen wirkt sich eine angepasste Düngung vor allem auf Intensivgrünland positiv aus (Vermeidung zu hoher Nährstoffversorgung). Des Weiteren kann durch angepasste Bereifung (Vermeidung von Narbenverletzung) dem Auskeimen von Ampfer entgegen gewirkt werden. Es empfiehlt sich außerdem eine Mahd vor der Blüte (Mai/ Juni), um die Aussamung zu verhindern. Ebenso wirkt eine Nachmahd bei Beweidung. Zusätzlich können durch Ausstechen bis in 10-15 cm Tiefe die kräftigen Pfahlwurzeln entfernt werden. Eine Unterschneidung wie bei der Flatter-Binse wirkt auch effektiv gegen Ampfer-Arten.

 

Große Brennnessel (Urtica diocia)

Die Große Brennnessel (Blütezeit: Juli bis Oktober) tritt hauptsächlich in ihrer ausdauernden Form auf und kann bis zu 300 cm Höhe erreichen. Sie hat einen hohen Nährwert, wird aber im frischen Zustand nicht gefressen. Anteile im Heu sind dahingegen unproblematisch. Sie ist ein Stickstoffzeiger und kommt daher verbreitet auf gedüngten, nährstoffreichen Standorten vor. Die Große Brennnessel kann sowohl auf trockenen, frischen als auch feuchten Standorten wachsen. Besonders die Düngung mit Jauche und/oder Flüssigmist begünstigt ihre Ausbreitung. Die Große Brennnessel ist konkurrenzstark; daher sollten wüchsige Gräser etabliert und Bestandeslücken geschlossen werden.

Bild: Inselartige Ausbreitung der Großen Brennnessel im Intensivgrünland (Foto: Evelyn Wallor)

 

Ackerkratzdistel (Cirsium arvense)

Die Ackerkratzdistel ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit bedornten Blättern und violett gefärbten Blüten. Sie kann eine Wuchshöhe von 150 cm erreichen und kommt auch auf feuchteren Standorten vor. Ihre Wurzel kann bis zu 3 m tief in den Boden reichen. Da sie Wurzelsprosse bildet, ist eine chemische Bekämpfung nicht nachhaltig. Stattdessen sollte sie einzelstockweise vor Blühbeginn abgemäht werden um ein Versamen unbedingt zu verhindern. Häufiges Mähen schwächt die Pflanze und ein dichter Grasbestand unterdrückt ihre Ausbreitung. Des Weiteren sollte nur zurückhaltend mit Stickstoff gedüngt werden. Auf Weideflächen lässt sich die Distel durch Umtriebsweide und Säubern der Weide eindämmen.

 

Kreuzkrautarten (Senecio sp.)

Die für Niedermoorgrünland wichtigsten Kreuzkrautarten sind das Jakobskreuzkraut (Blütezeit: Juni bis August) und das Raukenblättrige Kreuzkraut (Blütezeit: Juli bis Oktober). Beide Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 120 cm und bilden Ausläufer. Sie kommen eher auf frischen, mäßig nährstoffreichen Standorten vor und sind typisch für lückige Bestände der Dauerweiden. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide und Kreuzkrautarten dürfen auch im getrockneten Zustand nicht verfüttert werden. Wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung von Kreuzkrautarten sind die Etablierung und Pflege einer dichten Grasnarbe. Narbenschäden sollten vermieden werden und Bestandeslücken sollten rechtzeitig durch Übersaat geschlossen werden. Eine Mahd vor der Blüte ist ebenfalls zu empfehlen und verhindert die Verbreitung der Samen.

Bild: Jakobskreuzkraut (Foto: Erwin Scheffer)

 
Literatur
 

Alabsi, E., Bockholt, R., Dittmann, L., Müller, J. (2010): Effect of grassland utilisation of a low peat on vegetation and yield. In: Telma. 40 2010, S. 167 - 182.

Bockholt, R, Stephan, R., Ehlers C., Wittchen A. (2006): Ein Versuch zur Bekämpfung der Flatterbinse (Juncus effusus) unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus. Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft 17: 93-97; Freising-Weihenstephan.

Käding, H. W., Schalitz, G. (2003): Auswirkungen langjähriger N-Düngung auf Standorteigenschaften, Erträge, Stoffgehalt und Vegetationszusammensetzung des Niedermoorgrünlandes. Pflanzenbauwissenschaften 7: 7.

Rasran, L., Jeromin, H. (2010): Problempflanzen im Fokus des Naturschutzmanagements von Dauergrünlandflächen (Literaturstudie). – Telma 40: 119–136.