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Kleine Bodenkunde: Hydromorphe Böden

 

Zu den hydromorphen (= grundwasserbeeinflusst) Böden gehören Gleye, Anmoore und Niedermoore. Sie sind reich an organischer Bodensubstanz (OBS), die häufig auch als Humus bezeichnet wird. Darin ist der durch die Pflanzen aufgenommene Kohlenstoff (C) enthalten. Je nach Intensität und Dauer des Grundwassereinflusses bilden sich sehr stark humose (8 bis 15 % OBS) und anmoorige (15 bis 30 % OBS) Oberböden aus, die bis zu 30 cm mächtig sein können. Für die Entstehung eines Niedermoores braucht es viel Zeit und vor allem langfristig stabile Wasserverhältnisse. Nur so kann sich Torf bilden:

Abb.: Schematische Darstellung der Entstehung hydromorpher Böden

Torf beinhaltet mehr als 30 % OBS; etwa die Hälfte davon ist C. Für die Entstehung von 1 mm Torf bedarf es eines ganzen Jahres: die ständige Präsenz von Wasser sorgt für sauerstoffarme Verhältnisse. So wird Jahr für Jahr abgestorbenes Pflanzenmaterial konserviert und bildet den Torf. Wird den Niedermooren das Wasser entzogen, werden die Torfe belüftet und die OBS wird abgebaut. Gleichzeitig sacken die Torfe in sich zusammen, da der Auftrieb des Wassers fehlt. Die Folgen sind der Verlust von C, welcher größtenteils in Form von Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre entweicht, sowie eine Absenkung der Geländeoberfläche und eine Verdichtung der belüfteten Torfe.

In der Summe ergeben diese Prozesse den Verlust des (Nieder)Moorbodens. Diese sogenannte sekundäre Bodenbildung auf Niedermooren wird hauptsächlich geprägt durch die Intensität der Entwässerung (Drösler 2011) in Kombination mit der Nutzungsintensität (häufiges Befahren, ggf. Grünlandumbruch):

Abb.: Schematische Darstellung der sekundären Bodenbildung auf Niedermooren

Boden- und Wasserverhältnisse sind wiederum verantwortlich für die Pflanzengesellschaften, die sich auf dem jeweiligen Standort etablieren und die landwirtschaftliche Produktivität des Standortes kennzeichnen. Daher ist das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren von großer Wichtigkeit.

Gleye und Anmoore haben originär bereits geringere Gehalte an organischer Substanz – also geringere Kohlenstoffgehalte – als Niedermoore. Daher sind die Freisetzungspotentiale für Kohlendioxid aus diesen Böden generell geringer. Dennoch verlieren sie je nach Grundwasserabsenkung zwischen 5 und 7 t C/ha und Jahr (Höper 2007), was einer potentiellen CO2-Emission von 18 bis 25 t/ha entspricht. Ihr humoser Oberbodenhorizont hat eine maximale Mächtigkeit von 30 cm und häufig sind die darunterliegenden Horizonte durch sandige Substrate gekennzeichnet. Natürlich entstandene Gleye und Anmoore sind in der Regel leichter zu bewirtschaften als Niedermoore; hier entwickeln sich keine mächtigen verdichteten Horizonte (z.B. aggregierte Torf- und/oder Muddehorizonte), die Niederschlagswasser stauen. Ihr Sackungspotential ist begrenzt. Erhebliche Schwierigkeiten im Management bereiten dagegen Niedermoorfolgeböden; so können Gleye und Anmoore bezeichnet werden, die nachweislich durch sekundäre Bodenbildung in Folge anthropogenen Einflusses entstanden und derzeitig keine Moore im Sinne der bodenkundlichen Definition nach KA5 (Ad-hoc-AG Boden 2005) sind.

 

Literatur

Ad-Hoc-AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hrsg.). Stuttgart: E. Schweitzerbart’sche Verlagsbuchhandlung.

Drösler, M., Freibauer, A., Adelmann, W., et al. (2011): Klimaschutz durch Moorschutz in der Praxis, Ergebnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Klimaschutz - Moornutzungsstrategien“ 2006-2010, vTI-Arbeitsberichte 4/2011.

Höper, H. (2007). Freisetzung von Treibhausgasen aus deutschen Mooren. Telma, 37, S. 85-116.