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Anforderungen an die Grünlandnutzung in Brandenburg

 

Autor: Dr. Reinhard Priebe, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung

Das Grünland im Land Brandenburg umfasst rund 285.000 ha, das sind 22 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dabei handelte es sich nach früheren Erhebungen (Autorenkollektiv „Grünland in Brandenburg“ 1994) zu über zwei Drittel um Niedermoore und Flussauengrünland auf Mineralböden, also Dauergrünland. Knapp ein Drittel ist sonstiges Mineralbodengrünland und als fakultatives Grünland nutzbar. Nach Fertigstellung der in den letzten Jahren in Brandenburg durchgeführten Moorkartierung ist zu erwarten, dass die genannten Relationen einer Aktualisierung bedürfen. Bis zum Ende der 80er Jahre diente das Grünland in erster Linie als Futtergrundlage für Wiederkäuer, entweder als Weide oder zur Konservatherstellung. Mit Beginn der 90er Jahre führten strukturelle Veränderungen (Reduzierung der Tierbestände, Quotierung der Milchmenge) dazu, dass Grünland als Futterlieferant für Wiederkäuer an Bedeutung verloren hat; Grünland war ausreichend vorhanden. Andere Aspekte, wie z.B. Klima-, Boden-, Arten- und Biotopschutz, fanden stärkere Beachtung. Entsprechend werden gegenwärtig bereits rund 200.000 ha Grünland nach verschiedenen Förderprogrammen und mit definierten Bewirtschaftungseinschränkungen genutzt:

Tab.: Anwendungsumfang der Maßnahmen im Rahmen KULAP 2000/2007 und in Gebieten mit umweltspezifischen Einschränkungen (Art. 38) nach Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 (nach MIL, Ref. 32, 2011)

Förderprogramm

Fläche (ha)

Gesamtbetriebliche extensive Grünlandnutzung

100.771

Einzelflächenbezogene extensive Grünlandnutzung

  30.079

Späte und eingeschränkte Grünlandnutzung

  27.713

Hohe Wasserhaltung

       110

Erschwerte Bewirtschaftung und Pflege von Spreewaldwiesen

    2.394

Pflege von Heiden und Trockenrasen mittels Beweidung

    4.712

Pflege von Streuobstwiesen

       341

Ökologischer Landbau (Grünland)

 34.889

Gesamt

201.009

Auch in Zukunft werden die Anforderungen an die Grünlandnutzung auf grundwasserbeeinflussten Böden (Gleye, Anmoore, Niedermoore) vielfältig sein. Sie werden von der qualitativ hochwertigen Futterversorgung der Milchkühe ebenso bestimmt, wie von extensiver Bewirtschaftung bis hin zur Wiedervernässung oder Auflassung von dafür geeigneten Grünlandarealen zum Schutz der Umwelt.

Diese unterschiedlichen Anforderungen verlangen ein differenziertes Grünlandmanagement, was durchaus ein gewisses Konfliktpotential in sich birgt. Das reichlich vorhandene Grünland und die geringen Tierbestände in Brandenburg bieten gute Voraussetzungen, die futterwirtschaftliche Nutzung des Grünlandes mit umwelt- und naturschutzfachlichen Aspekten in Einklang zu bringen.

Milchkühe mit hohen Leistungen stellen die höchsten Ansprüche an die Futterqualität. Das Gras bzw. die daraus hergestellten Konservate müssen eine hohe Verdaulichkeit (über 75 %) aufweisen und sehr energiereich (6,2 bis 6,7 MJ NEL/kg TM) sein (Hertwig u. Pickert 2010). Im Mittelpunkt aller Maßnahmen muss deshalb die Etablierung und Erhaltung von leistungsfähigen Pflanzenbeständen mit futterwirtschaftlich wertvollen Gräsern stehen. Dazu zählen insbesondere eine am Nährstoffentzug durch die Pflanzen orientierte Düngung mit Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K), die Durchführung notwendiger Pflegemaßnahmen (Schleppen, Walzen, Nachmahd bei Weidehaltung) sowie eine qualitätsorientierte Schnitthäufigkeit (4 bis 5 Schnitte pro Jahr). In der Vegetationsperiode muss eine zweiseitige Wasserregulierung einen Grundwasserflurabstand von etwa 0,6 m sowie die zügige Wasserabfuhr nach Starkniederschlägen und gegebenenfalls eine Bewässerung in Trockenperioden gewährleisten. Eine derartige Bewirtschaftung ohne jegliche Auflagen ist für die Versorgung von Milchkühen auch künftig erforderlich.

Extensive Grünlandbewirtschaftung nach Kulturlandschafts-Programmen (KULAP) wird bereits in großem Umfang betrieben. Im Rahmen dieser Programme sind ein Grünlandumbruch, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie eine mineralische N-Düngung untersagt, was zwangsläufig zu einem hier akzeptierten Ertragsrückgang führt, der durch die Agrarförderung monetär kompensiert wird. Auf Niedermoor können bei Grunddüngung mit Kalium und Phosphor in Verbindung mit gelegentlicher Nachsaat stabile Erträge von bis zu 70 dt TM/ha erreicht werden (Paulinenauer Arbeitskreis Grünland u. Futterwirtschaft e. V. 2006). Dabei kommt auf den an sich schon kaliarmen Moorböden der Düngung mit Kalium eine besondere Bedeutung zu. Derartig bewirtschaftetes Grünland liefert für die Haltung von Mutterkühen mit Nachzucht und Schafen überwiegend effektiv verwertbares Futter mit ausreichender Qualität.

Weitere umweltspezifische bzw. naturschutzgerechte Auflagen aus dem Vertragsnaturschutz, wie Unterlassung jeglicher Düngung, Wegfall von Pflegemaßnahmen und Vorgabe von Schnittterminen (Spätschnitt) oder Renaturierung (Wiedervernässung) führen langjährig zu Bestandsumschichtungen, was eine Verschlechterung der Futterqualität zur Folge hat. Insbesondere spät geerntete Bestände weisen meist nur noch Verdaulichkeiten von unter 60 % auf und erreichen Energiekonzentrationen von weniger als 5,0 MJ NEL/kg TM. Eine futterwirtschaftliche Nutzung ist daher in Frage gestellt. Solche Flächen sind - je nach Pflanzenbestand - durch großflächiges selektives Beweiden nutzbar. Daraus hergestellte Konservate sind als Alleinfutter über längere Zeiträume nicht einsetzbar und anderweitig zu verwerten.

Um Grünland als Grünland zu erhalten ist eine Mindestpflege notwendig. Wird es nicht gepflegt, kann es zur Ansiedelung von Hochstaudenkulturen und letztendlich zu einer Verbuschung kommen. Grünland hört auf Grünland zu sein. Das innerhalb der KULAP-Programme extensiv bewirtschaftete Grünland entspricht dieser Forderung in idealer Weise und liefert darüber hinaus verwertbares Futter. Mehrmalige Beweidung und/oder Mahd, möglichst im Wechsel, sichern den Grünlandbestand dauerhaft.

Rein mechanische Maßnahmen zum Erhalt des Grünlandes, wie Mulchen mit breitflächiger Verteilung oder Mahd mit Abfuhr der Biomasse, sind wesentlich kostenintensiver, da sie nicht zu einer betriebswirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen. Während das Mulchen die Ertragsfähigkeit des Grünlandes weitgehend erhält, führt die Mahd durch Abfuhr von Nährstoffen in Form des Mähgutes eher zu einer Aushagerung und Bestandsveränderungen. Es erscheint daher zweckmäßiger, das nicht mehr für die Futterproduktion benötigte Grünland als Ausgangsstoff für eine thermische, energetische oder stoffliche Verwertung zu nutzen.

 

Literatur:

Autorenkollektiv „Grünland in Brandenburg“ (1994). Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Hrsg.). Potsdam 1994, 1. Auflage.

Hertwig, F., Pickert, J. (2010): Anforderungen an die landwirtschaftliche Grünlandnutzung in Brandenburg. LVLF & MLUV Brandenburg (Hrsg.).