Sie sind hier: Startseite / Einleitung und Zielstellung

Einleitung und Zielstellung

Zu den grundwasserbeeinflussten Böden gehören Gleye, Anmoore und Niedermoore. Sie alle entstehen unter dem Einfluss von Grundwasser und akkumulieren aufgrund mangelnder Belüftung vergleichsweise hohe Mengen organischer Substanz (OS). Zum Beispiel können Moorgleye und Niedermoore über 30% OS im Oberboden speichern, wobei dieses kohlenstoffreiche Substrat dann als Torf bezeichnet wird. In Brandenburg bedecken hydromorphe Böden insgesamt 44% der Landesfläche (BÜK 300). Sie werden größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Im Vordergrund steht der Anbau von Futtergräsern auf Grünland zur Erzeugung von Milch und Fleisch.

Bild 1: Grasernte auf intensiv genutztem Grünland der Randowniederung 2011 (Foto: Fachgebiet Bodenkunde und Standortlehre, Humboldt-Universität zu Berliin)

Bild 1: Grasernte auf intensiv genutztem Grünland der Randowniederung 2011 (Foto: Fachgebiet Bodenkunde und Standortlehre, Humboldt-Universität zu Berliin)

Eine weitere Produktionsrichtung ist die Verwendung geeigneter Grasbestände zur Gewinnung von Vergärungsenergie (Biogas). Jegliche traditionelle Landnutzung hydromorpher Böden erfordert eine mehr oder weniger starke Entwässerung dieser Standorte. Als Folge wird Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, der Boden sackt ab und verdichtet, und wichtige chemische und physikalische Bodeneigenschaften gehen verloren. Im Laufe der Zeit und in Abhängigkeit von der Entstehungsgeschichte des Bodens können diese Prozesse zum Verlust des (Moor)bodens führen. Seit Intensivierung der Moornutzung durch Hydromelioration (ab ca. 1965) steht die landwirtschaftliche Nutzung dieser besonderen Standorte im Vordergrund. Eine zunehmende Degradierung intensiv genutzter Moorstandorte in Folge von Grundwasserabsenkungen bis zu 80 Zentimeter unter Flur kann seit 1975 beobachtet werden (Succow 2001). Auf stark degradierten Standorten wird der kapillare Aufstieg aus dem Grundwasser durch oberflächennahe, aggregierte Moorbodenhorizonte gehemmt. Das Wasser kann die Wurzeln der Gräser nicht erreichen und die flachwurzelnden Grasbestände vertrocknen. Das hat - vor allem in niederschlagsarmen Sommern - negative Auswirkungen auf die Produktivität grundwasserbeeinflusster Standorte und fördert die Etablierung tiefwurzelnder und unproduktiver Krautbestände. Gleichzeitig behindern sekundär entstandene Moorbodenhorizonte die Infiltration von Niederschlägen, was zu einer eingeschränkten Befahrbarkeit und somit zu Ertragseinbußen führen kann. Das gilt vor allem für Starkregenereignisse innerhalb der Vegetationsperiode.

Die Abschätzung von durch einen potentiellen regionalen Klimawandel hervorgerufenen Gefährdungen für grundwasserbeeinflusste Standorte und ihre Funktionalität ist ein wesentlicher Bestandteil der Untersuchungen im Projekt HYDBOS. Die standörtliche Diversität sowie die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten aus Entwässerungs- und Nutzungsintensität führen zu unterschiedlich stark ausgeprägten Bodenveränderungen. Als Folge stellt sich in der Regel eine standortspezifische Vegetationszusammensetzung ein, die wiederum die landwirtschaftliche Produktivität beeinflusst.  Für die betroffenen Landnutzer und landwirtschaftlichen Berater ist es dringend erforderlich aktuelle Informationen zu diesen Zusammenhängen im Wirkungskomplex  Boden, Wasser und Vegetation abrufen zu können. Die im HYDBOS-Projekt erarbeiteten Ergebnisse wurden für die Praxisakteure so aufbereitet, dass die abgeleiteten Handlungsoptionen begründete und umsetzbare Anpassungsstrategien beinhalten. Es entstand das webbasierte Beratungsinstrument www.hydbos.de für die Nutzung und den Schutz hydromorpher Böden. Durch eine objektive und transparente Argumentation und einen aktiven Wissenstransfer soll das bestehende Konfliktpotential in der gegenwärtigen Diskussion über zukünftige Landnutzungsstrategien für hydromorphe Böden zwischen den Akteuren Landwirtschaft, Naturschutz, Klimaschutz und Gewässerschutz nachhaltig reduziert werden. Die Wissensplattform ist ab Februar 2014 frei verfügbar und wird laufend aktualisiert.