Sie sind hier: Startseite Projekte Teilprojekt 12 Blauzungenkrankheit

Blauzungenkrankheit

Ein Beispiel für den Einfluss des Klimawandels auf durch Vektoren übertragene Krankheiten ist der letzte Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Europa (Purse et al., 2005). Die Blauzungenkrankheit wird ebenso wie das Schmallenbergvirus zwischen Wiederkäuern hauptsächlich durch bestimmte Bartmückenarten (Gnitzen, Diptera Ceratopogonidae) übertragen. Gnitzen können unter günstigen Bedingungen sehr große Populationen erreichen und innerhalb einer Nacht vom Wind über viele Kilometer getragen werden. Dies führt unter günstigen Bedingungen zu einer schnellen Ausbreitung der Krankheit (Sellers et al., 1977; 1978; Sellers, 1992).

Die Blauzungenkrankheit kommt eigentlich in tropischen und subtroischen Gebieten vor. Warme Temperaturen beschleunigen die Entwicklungsraten und erhöhen die Aktivitätsrate von Gnitzen (Mellor et al., 1998; Wittmann et al., 2002). Bei einer Umgebungstemperatur von 25 °C brauchen Gnitzen 6 bis 8 Tage für einen Entwicklungszyklus. Dieser verkürzt sich bei 30 °C auf 4 Tage. Selbst bei Gnitzenarten, die eigentlich kein Träger des Virus sind, können 10 % der ausgewachsenen Population infektiös sein, wenn die Larven bei 33 bis 35 °C aufgewachsen sind - im Gegensatz zu 0 % bei 30 °C (Mellor et al., 1998; Wittmann et al., 2002).

Die Gründe für ein vermehrtes Auftreten der Blauzungenkrankheit können also durch unterschiedliche Ursachen bedingt sein, z.B. ein erhöhter Aktivitätsradius (Winde), eine erhöhte Population (z.B. durch den Wegfall bestimmter Fressfeinde), saisonal verstärkte Aktivität des Vektors, Zunahme der Arten, die als Vektor in Frage kommen oder in schnelleren Entwicklungsraten des Virus im Vektor (z.B. höhere Temperaturen in Verbindung mit höherem Niederschlag) (Purse und Rogers, 2009).