Sie sind hier: Startseite Projekte Teilprojekt 12 Parasiten

Parasiten

Parasitenarten, die Teile ihres Entwicklungszyklus in „freier Umwelt“ verbringen, können durch erhöhte Außentemperaturen oder andere Klimaveränderungen direkt in ihrer Entwicklung beeinflusst werden. Ein Beispiel dafür ist eine, durch schnellere Entwicklung oder verkürzte Winterzeiten hervorgerufene Vervielfachung der Entwicklungszyklen im Jahr. Damit steigert sich die absolute Menge an Parasiten, die sich in der Umwelt befindet (Harvell et al., 2009). Genauso können Phasen mit hohen Temperaturen die Überlebensrate von bestimmten Parasiten in der Umwelt verringern. Hinzu kommt, dass viele parasitäre Arthropoden ausreichend Feuchtigkeit in ihrer Umwelt zum Überleben benötigen (Morgan und Wall, 2009). Inwieweit also der Klimawandel bestimmten Arten eine günstigere Vermehrungsvoraussetzung schafft, kann heute noch nicht vorhergesagt werden, da auch die genauen klimatischen Entwicklungen in unterschiedlichen Regionen sehr different ausfallen können. Zudem ist davon auszugehen, dass der Einfluss des Klimawandels nicht bei jeder Wirt- oder Parasitenart gleich ausfallen muss (Kutz, 2007; Kutz et al., 2009).

Beispiele für bereits stattgefundene Veränderungen sind in verschiedenen Ländern dokumentiert. Die Verbreitung von Holzböcken in Großbritannien hat sich z.B. schätzungsweise um 17 % erhöht und in den befallenen Gebieten wurde eine um 73 % erhöhte Häufigkeit festgestellt (Scharlemann et al., 2008). Das Verbreitungsgebiet der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die ein Erreger der Babesiose beim Hund ist, hat sich von ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in Österreich, Ungarn und Norditalien mittlerweile nach Polen (Zygner et al., 2009), Belgien (Beugnet, 2009), Deutschland (Dautel et al., 2008) und Südengland (Jameson und Medlock, 2009; Smith et al., 2011) ausgedehnt.

Die Verbreitung von Parasiten und Krankheiten bei Nutztieren hängt neben dem Vorhandensein von infektiösen Ektoparasiten zudem von komplexen Interaktionen ab, wie z.B. der Betriebsgröße, der Besatzdichte, der multifaktoriell beeinflussten spezifischen Anfälligkeit des Wirts, den angewandten Managementmaßnahmen und den Klimabedingungen, die den Tierorganismus und dessen Immunabwehr direkt beeinflussen. Es wird erwartet, dass der Klimawandel auch einen Einfluss auf die durchschnittlichen Betriebsgrößen haben wird.

Aufgrund der Komplexität der interagierenden Faktoren können die genauen Effekte auf die Entwicklung des Parasiten- und Krankheitsdrucks unter den Bedingungen des Klimawandels nicht genau vorhergesagt werden (Wall et al., 2011). Auch das Verschwinden oder die stärkere Verbreitung von Konkurrenten, Fressfeinden oder Parasiten von Vektoren ihrerseits kann das Auftreten und die Ausbreitung von Parasiten und Pathogenen (Krankheitserregern) beeinflussen (WHO, 1996). Ebenso können internationaler Handel und Tiertransporte Ausbreitungsmöglichkeiten für Pathogene, Parasiten und Vektoren darstellen.

►weiter zu Pilze