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Steigender Fleischbedarf und Wasserknappheit

Zwischen 1980 und 2004 hat sich die weltweite Fleischproduktion beinahe verdoppelt (FAO, 2005). Sie wird sich zwischen 2000 und 2050, momentanen Entwicklungen zufolge, nochmals verdoppeln. Allerdings wird erwartet, dass schon 2025 etwa 64 % der Weltbevölkerung in Gebieten mit Wassermangel leben werden (Steinfeld et al., 2006). Wenn sich, wie im Zuge des Klimawandels erwartet, der Regenfall deutlich reduziert (IPCC, 2013), wird, wie schon heute in vielen Gebieten der Welt, die Degradation von Weideland voranschreiten. Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko von Bodenerosion, welche bedingt durch den damit verbundenen Nährstoffverlust die Produktivität der Weiden senkt (McKeon und Hall, 2000). Dies kann auch in Gebieten der Fall sein, in denen es im Zusammenhang mit dem Klimawandel vermehrt zu Starkregenfällen kommt. Ein Rückgang der Vegetation in betroffenen Gebieten beeinflusst den Humusgehalt des Bodes (Kohlenstoffspeicher!), dessen Wasserhaltekapazität und über den Weg der verringerten Blatttranspiration die Wolkenbildung und somit das gesamte Kleinklima.

Hinzu kommt, dass der Wasserbedarf von Tieren mit steigender Lufttemperatur steigt. Es wird z.B. erwartet, dass der Wasserbedarf in der Viehhaltung in Ostaustralien um ca. 13 % steigen wird, wenn sich die durchschnittliche Lufttemperatur um 2,7 °C erhöht (Howden und Turnpenny, 1997).

Bei weiter steigenden Temperaturen würde auch der Wasserbedarf exponentiell weiter ansteigen (Howden und Turnpenny, 1997). Vor diesem Hintergrund könnte der Klimawandel die Prioritäten hin zu wassereffektiveren Produktionsverfahren in der Tierhaltung verschieben (Nardone et al., 2010).

Laut Mekonnen und Hoekstra (2012) sind 29 % des gesamten Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft mit der Tierhaltung verbunden. Der Wasserbedarf für die Produktion eines tierischen Produkts ist immer höher als der für ein Getreideprodukt mit gleichem Nährwert. Eine Kalorie Rindfleisch zu produzieren kostet durchschnittlich 20mal so viel Wasser wie eine Kalorie aus Getreide zu produzieren. Besonders intensive Tierhaltungssysteme, die auf Getreidefütterung basieren, werden den Wasserbedarf pro Produkteinheit in Zukunft steigen lassen (Mekonnen und Hoekstra, 2012).

Die fortschreitende Landdegradation verbunden mit steigendem Bedarf an tierischen Produkten und Wasserknappheit, stellt die Tierhaltung weltweit vor die Herausforderung, trotz knapper werdenden Ackerlandes zur Produktion von Nahrungsmitteln, einen immer größeren Futterbedarf für die Nutztiere zu decken (Naylor et al., 2005; Keyzer et al., 2005; Nepstad et al.; 2006 ).

Projektionen für die Tropen und Subtropen gehen zudem davon aus, dass es aufgrund zunehmender Erwärmung und Trockenheit bis 2050 zu einem Ertragsrückgang von 10 - 20 % kommen wird (Jones und Thornton, 2003). Dies könnte sich unter Umständen anfänglich auch positiv auf die extensiven Tierhaltungen in den betroffenen Gebieten auswirken, da die für den Ackerbau zu trocken gewordenen Landstücke dann als Weideland zur Verfügung stehen könnten. Vorhersagen gehen z.B. davon aus, dass es durch den Klimawandel in Südaustralien zu einem Rückgang der Weizenerträge und der Weizenqualität kommt und dadurch der Schafhaltung mehr Land zur Verfügung stehen wird (Luo et al., 2003).

Allerdings gehen andere Szenarien davon aus, dass auf Weidehaltung basierende Tierhaltungssysteme von der Klimaerwärmung mehr betroffen sein werden als weidelose Tierhaltungen (Nardone et al 2010), da die Tiere auf der Weide direkter den herrschenden Klimabedingungen und Wachstumsschwankungen der Vegetation ausgesetzt sind. Aus diesem Grund wird für den Tierhaltungssektor in den Entwicklungsländern ein Rückgang von 25 % vorausgesehen (Seguin, 2008).

Umgekehrt könnte mehr Niederschlag in bestimmten Regionen die Weidehaltung zugunsten des Ackerbaus zurückdrängen. Von einigen Autoren werden für solche Gebiete auch leichte Ertragssteigerungen bei Getreide vorhergesagt, wenn die Temperatur nicht über drei Grad ansteigt (z.B. Thornton et al., 2007). Dies wäre allerdings nur der Fall, wenn alle anderen Umweltbedingungen, die das Wachstum beeinflussen gleich blieben (Long et al., 2006).

Da viele Futtermittel auch für europäische Tierhaltungen (z.B. Bullenmast, Milchviehhaltung) aus tropischen und subtropischen Anbaugebieten stammen, können Ertragsrückgänge dort z.B. über einen erhöhten Futtermittelpreis bzw. die drastische Verknappung des Angebotes auch die europäische Landwirtschaft treffen. Dies könnte einen gewissen Vorteil für extensive Haltungssysteme bedeuten. Allerdings sind diese oft auch wirtschaftlich direkt über den Absetzterverkauf an intensive Systeme und deren wirtschaftlichen Erfolg gebunden. Durch die internationalen Vernetzungen von Märkten und Absatzmärkten, sind auch Tierhaltungen in Gebieten, in denen der Klimawandel (noch) nicht direkt an veränderten Wetterbedingungen spürbar ist, vielen indirekten Risiken ausgesetzt (z.B. Preisanstieg bei Futterlieferanten und Treibstoff, Preisanstieg oder Verfall bei Konkurrenzprodukten, Preisanstieg bei Pacht- und Landpreisen durch hohe Rentabilität und Bedarf von Biogas, usw.).